orangefarbene warntafel für einen LKW

Die 1000-Punkte-Regel bei Gefahrgut: So funktioniert die Berechnung der ADR-Punkte

Was ist die 1000-Punkte-Regel? – Definition

Gefahrgut Verpackung mit Methanol

Bei dieser Freistellung werden grundsätzlich vorschriftsgemäß verpackte und als Gefahrgut gekennzeichnete Versandstücke zur Beförderung übergeben.

Die 1000-Punkte-Regel ist eine Freistellungsvorschrift aus dem ADR (Accord relatif au transport international des marchandises dangereuses par route), die besagt, dass bestimmte Erleichterungen für den Transport von Gefahrgut gelten, wenn die berechnete Punktezahl in einer Beförderungseinheit den Wert 1000 nicht überschreitet.

Gefahrgüter werden hierbei nach ihrer Gefährlichkeit und Menge bewertet. Dabei erhalten sie unterschiedliche Multiplikatoren, die zur Berechnung der Punkte verwendet werden. Ist man kleiner oder gleich dem Wert 1000, profitieren FahrerInnen und Unternehmen von geringeren Vorschriften – etwa in Bezug auf die Kennzeichnung des Fahrzeugs, die Ausrüstung oder die Schulung.

Die Bedeutung der 1000-Punkte-Regel für FahrerInnen und Unternehmen

Die 1000-Punkte-Regel hat sowohl für FahrerInnen als auch für Unternehmen große Bedeutung im Gefahrguttransport. Hier sind die wichtigsten Aspekte:

Erleichterungen bei der ADR-Schulung

Wird Gefahrgut innerhalb der 1000-Punkte-Grenze gefahren, wird keine ADR-Schulungsbescheinigung, auch ADR-Schein oder ADR-Führerschein genannt, benötigt. FahrerInnen benötigen allerdings einen Schulungsnachweis nach 1.3 ADR, der bei SAFETY Training plus per Online Training in knapp 1,5 Stunden absolviert werden kann. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch Zeit für Schulungen.

Reduzierte Anforderungen an die Fahrzeugausrüstung

Bei Anwendung dieser Freistellung reduziert sich die Fahrzeugausrüstung erheblich. So reicht nun ein Feuerlöschmittel mit einem Mindestfassungsvermögen von zwei Kilogramm aus. Eine Warnweste und ein tragbares Beleuchtungsgerät je Mitglied der Fahrzeugbesatzung und ein selbststehendes Warnzeichen sind weiterhin notwendig. Weitere Ausrüstung, wie z.B. Kanalabdeckung oder Augenschutzausrüstung, wie bei einem Transport über 1000 Punkte sind nicht gefordert. Die Freistellung sorgt hier für Flexibilität und Kostenersparnis.

Weniger Aufwand bei Kennzeichnung

Bei Gefahrguttransporten unter 1000 Punkten muss die Beförderungseinheit nicht gekennzeichnet werden. Was bedeutet dies nun konkret? Die Orangefarbene Tafel , die einen Gefahrguttransport anzeigt, muss nicht angebracht oder aufgeklappt werden. Daraus folgt, dass auch Tunnelbeschränkungen nicht eingehalten werden müssen.

Eintrag im Beförderungspapier

Wer diese Erleichterung anwendet, wird allerdings nicht vom Beförderungspapier freigestellt. Dieses muss gemäß ADR erstellt werden. Zusätzlich müssen hierbei nun Gesamtmengen je Beförderungskategorie und Punkte angegeben werden. So ist auf einen Blick ersichtlich, ob die Beförderung bis 1000 Punkte liegt oder darüber. Gerade auch bei Teilladungen ist dieser Hinweis im Beförderungspapier essentiell, damit der/die FahrerIn entscheiden kann, ob er/sie noch innerhalb der 1000 Punkte liegt oder darüber.

Limitierung bei Tankfahrzeugen

Bei Tankfahrzeugen und Tankcontainern kann diese Regelung nicht angewendet werden. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass hierbei jede/r FahrerIn eine ADR-Schulungsbescheinigung benötigt und eine vollumfassende Fahrzeugausrüstung notwendig ist.

Leitfaden zur Berechnung der ADR-Punkte – So geht’s

Die Berechnung der ADR-Punkte erfolgt anhand der Beförderungskategorie der jeweiligen Gefahrgüter. In der Gefahrgutliste des ADR ist jedem Gefahrgut eine Beförderungskategorie zugeordnet, die in Spalte 15 abgelesen werden kann. Hier ein Beispiel für UN 2796, die der Beförderungskategorie 2 zugeordnet wird. Die Kategorien sind wie folgt eingeteilt:

Beförderungskategorie Multiplikator
0 verboten
1 50
2 3
3 1
4 unbegrenzt

Von oben nach unten nimmt die Gefährlichkeit ab. Güter der Beförderungskategorie 0 sind sehr gefährlich. Bei diesen ist die Freistellung nicht möglich. Güter der Beförderungskategorie 4 werden als relativ ungefährlich eingestuft und können deshalb unbegrenzt mit dieser Freistellung befördert werden. Um die ADR-Punkte nun zu berechnen, multiplizieren Sie die Menge des Gefahrguts (in Litern oder Kilogramm) mit dem jeweiligen Multiplikator der Beförderungskategorie.

Beispiel:

  • 10 Liter eines Gefahrguts der Beförderungskategorie 1 (Multiplikator 50) ergeben 500 Punkte (10 x 50).
  • 100 Liter eines Gefahrguts der Kategorie 3 (Faktor 1) ergeben 100 Punkte (100 x 1).

Anschließend addieren Sie die Punkte der einzelnen Gefahrgüter in der Beförderungseinheit. Bleibt die Summe unter 1000 Punkten, gelten die Erleichterungen der 1000-Punkte-Regel.

Die 1000-Punkte-Regel in der Praxis: Rechenbeispiel

Um die Berechnung noch klarer zu veranschaulichen, schauen wir uns ein praktisches Beispiel an:

Transport von drei verschiedenen Gefahrgütern:

5 Liter UN 1167
Divinylether, stabilisiert
Beförderungskategorie 1 5 x 50 250 Punkte
200 kg UN 3090
Lithium-Metall-Batterien
Beförderungskategorie 2 200 x 3 600 Punkte
100 kg UN 3077
Umweltgefährdender Stoff, fest, n.a.g.
Beförderungskategorie 3 100 x 1 100 Punkte
Gesamtpunkte: 250 + 600 + 100 = 950 Punkte

Da die Gesamtpunkte unter 1000 liegen, gelten die Erleichterungen der 1000-Punkte-Regel.

Fazit: Die 1000-Punkte-Regel für den Gefahrguttransport

Die 1000-Punkte-Regel ist eine der wichtigsten Erleichterungen im Gefahrguttransport. Sie bietet Unternehmen und FahrerInnen zahlreiche Vorteile, wie geringere Anforderungen an Schulungen, Kennzeichnung und Ausrüstung. Durch die richtige Berechnung der Punktezahl können Transportfirmen und Unternehmen Zeit und Kosten sparen.

Trotz Freistellungen handelt es sich um Gefahrgüter, weshalb eine Unterweisung der beteiligten Personen gefordert ist. Eine ADR-Schulung hilft dabei, die Regelung besser zu verstehen, die Punkte korrekt zu berechnen und sicher im Gefahrguttransport zu agieren.

ADR-Schulung bei Safety Training Plus

Um den sicheren Umgang mit Gefahrgütern zu gewährleisten und Bußgelder zu vermeiden, ist eine ADR-Schulung unverzichtbar. Bei Safety Training Plus bieten wir praxisnahe Schulungen, die speziell auf die Anforderungen der 1000-Punkte-Regel abgestimmt sind.

Lernen Sie, wie Sie den Wert richtig berechnen, kennzeichnen und transportieren – für mehr Sicherheit und Effizienz auf der Straße!

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