In diesem Artikel wird der Versand von „Freigestellten Mengen“ oder auch Excepted Quantities (EQ) vorgestellt. Bei dieser Regelung handelt es sich um eine Erleichterung der Gefahrgutvorschriften, welche die Beförderung von kleinen Mengen an Gefahrgütern betrifft. Dieser Artikel umfasst folgende Themen: Definition von EQ, Verpackung, Kennzeichnung und Markierung sowie Unterschiede von EQ und LQ (Limited Quantities) sowie praktische Tipps für den Versand.
Hinweis: Dieser Artikel bezieht sich auf den Versand von EQ auf der Straße gemäß ADR. Auf die Vorschriften IATA-DGR und IMDG-Code wird nicht näher eingegangen.
Excepted Quantities (EQ): Was sind Freigestellte Mengen bei Gefahrgut?
Der Begriff „Freigestellte Mengen“ (Excepted Quantities, EQ) bezeichnet eine Freistellung im Gefahrgutrecht. Ziel dieser Regelung ist es, den Transport gefährlicher Güter in kleinen Mengen einfacher aber dennoch sicher zu gestalten. Wichtig dabei ist, dass bestimmte Mengenbegrenzungen und Kennzeichnungsvorschriften strikt eingehalten werden.
Die EQ-Regelung findet man neben dem ADR (Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße), in den IATA-DGR (IATA-Gefahrgutvorschriften) und im IMDG-Code (Beförderungsvorschrift für gefährliche Güter im Seeschiffsverkehr).
Von was bin ich befreit?
Beim Anwenden von „in freigestellten Mengen verpackte gefährliche Güter“ profitieren Sie von einigen Erleichterungen, u.a.:
- Kein ADR Beförderungspapier
- Keine bauartgeprüfte Gefahrgutverpackung
- Vereinfachte Markierung / Kennzeichnung
- Keine vorgeschriebene Fahrzeugausrüstung
Wichtig: Die Unterweisungspflicht nach Kapitel 1.3 ADR entfällt nicht. Somit müssen alle Personen, die gefährliche Güter in freigestellen Mengen vorbereiten, unterwiesen werden.
Voraussetzungen für den Transport in Freigestellten Mengen
Rechtliche Grundlagen
Die Vorschriften für EQ sind in Kapitel 3.5 des ADR geregelt. Diese beinhalten detaillierte Anforderungen an die Verpackung, Kennzeichnung und maximale Mengen für Innen- und Außenverpackungen. Ein Blick in die Tabelle A, Spalte 7b (Kapitel 3.2 ADR) zeigt, ob ein Stoff als EQ transportiert werden darf.
Hierbei müssen Sie den alphanumerischen Code beachten. Wird in der Tabelle zum Beispiel der Code E0 dargestellt, ist der Versand in freigestellten Mengen nicht zugelassen.
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Code | Max. Nettomenge je Innenverpackung (in g/ml) |
Max. Nettomenge je Außenverpackung (in g/ml) |
---|---|---|
E 0 | nicht zugelassen | nicht zugelassen |
E 1 | 30 | 1.000 |
E 2 | 30 | 500 |
E 3 | 30 | 300 |
E 4 | 1 | 500 |
E 5 | 1 | 300 |
Quelle: 3.5.1.2 ADR.
Je nach Gefahrgut variiert die maximal erlaubte Nettomenge: Es sind maximal 30 g / ml je Innenverpackung möglich. Bei der Außenverpackung sind maximal 1000 g / ml möglich. Es handelt sich somit um den Versand von sehr kleinen Mengen gefährlicher Güter. Ein Beispiel: Der UN 1230 Methanol ist der alphanumerische Code E2 zugeteilt. Anhand der Tabelle wird ersichtlich, dass die maximal erlaubte Nettomenge pro Innenverpackung 30ml beträgt und pro Außenverpackung 500ml.
Verpackung und Kennzeichnung / Markierung von Excepted Quantities (EQ)
Es werden besondere Anforderungen an die Verpackung gestellt: Die Verpackung besteht jeweils aus einer Innenverpackung (Verschluss sicher fixiert), Zwischenverpackung (mit Polstermaterial) und Außenverpackung (widerstandsfähige, starr).
Für vorbereitete Versandstücke, die gefährliche Güter in freigestellten Mengen beinhalten, gelten folgende Kennzeichnungspflichten: Sie müssen dauerhaft und lesbar mit dem Kennzeichen für freigestellte Mengen gekennzeichnet sein. Das Kennzeichen muss die Form eines Quadrats haben. Die Schraffierung und das Symbol müssen in derselben Farbe (schwarz oder rot) sein und auf einem weißen oder ausreichend kontrastierenden Grund erscheinen. Die Mindestabmessungen sind 100 mm x 100 mm.
Darüber hinaus müssen auf dem Kennzeichen weitere Informationen angegeben werden: 1.) Nummer des ersten oder einzigen in Kapitel 3.2 Tabelle A Spalte 5 angegebenen Gefahrzettels. 2.) Name des Absenders oder des Empfängers (sofern nicht bereits an anderer Stelle auf dem Versandstück angegeben).
Wichtig zu beachten: Es sind Prüfungen des Versandstücks notwendig (Freifallversuche, Stapeltests) (siehe 3.5.3.1 ADR).
Umverpackungen können verwendet werden. Eine Umverpackung, die in freigestellten Mengen verpackte gefährliche Güter enthält, muss folgendermaßen gekennzeichnet sein: Ausdruck „Umverpackung“ und Kennzeichen für freigestellte Mengen (sofern für alle in Umverpackung enthaltenen gefährlichen Gütern repräsentativen Kennzeichen nicht sichtbar).
Information für den Transport
- Anzahl an Versandstücken: Bitte beachten Sie, dass es auch bei den Versandstücken in einem Fahrzeug oder Container eine Maximalgrenze gibt. Die Anzahl an Versandstücke darf 1000 nicht überschreiten (siehe 3.5.5 ADR).
- Dokumentation: Sollte es bei Ihrem Transport ein Begleitdokument geben, führen Sie hier bitte folgenden Wortlaut auf „gefährliche Güter in freigestellten Mengen“ und geben die Anzahl der Versandstücke an.
Freigestellte Mengen (EQ) vs. Begrenzte Mengen (LQ): Das sind die wichtigsten Unterschiede
Während die Regelung der Begrenzten Mengen (LQ) auf etwas größere Mengen ausgelegt ist (max. Bruttomasse des Versandstücks: 30 kg), eignen sich die Freigestellte Mengen (EQ) für den Versand von sehr kleinen Gefahrgutmengen (max. Nettomenge je Außenverpackung: 1000 g/ml). Der wesentliche Unterschied liegt also in den Mengenbegrenzungen. Ein weiterer Unterschied zwischen EQ und LQ sind die Anforderungen an die Verpackung und die Kennzeichnung der Versandstücke. Allerdings kann bei beiden Versandstücken auf eine UN-codierte Gefahrgutverpackung verzichtet werden. Es wird aber bei beiden Freistellungen auf 4.1.1.1 ADR verwiesen. Hier wird eine Verpackung von guter Qualität gefordert, die ausreichend widerstandsfähig ist und Belastungen unter normalen Beförderungsbedingungen standhält. Beim Versand von LQ ist eine gewisse Fahrzeugausrüstung vorgeschrieben, auf die beim Versand von EQ verzichtet werden kann. Eine Unterweisungspflicht gemäß 1.3 ADR ist bei beiden Freistellungen gefordert.
Mehr Details zu den Begrenzten Mengen finden Sie in unserem Artikel über Limited Quantities (LQ).
Praktische Tipps für den Versand von Gefahrgut in Freigestellten Mengen (EQ)
- Überprüfen Sie die Tabelle A, Spalte 7b (Kapitel 3.2 ADR), um sicherzustellen, dass Ihre Produkte als EQ transportiert werden dürfen. Prüfen Sie auch, ob die Mengenbeschränkungen eingehalten werden können.
- Stellen Sie sicher, dass alle Versandstücke korrekt gekennzeichnet sind und die Verpackung den Vorschriften entspricht. Nutzen Sie eine Innenverpackung, eine Zwischenverpackung und eine stabile Außenverpackungen, um die Sicherheit während des Transports zu gewährleisten.
- Planen Sie Ihre Transporte mit erfahrenen Gefahrgut-Spediteuren, um Fehler oder Verzögerungen zu vermeiden. Diese verfügen oft über spezielles Fachwissen im Umgang mit EQ.
- Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeitenden ausreichend geschult sind. Eine Unterweisung nach Kapitel 1.3 ADR ist vorgeschrieben, um den sicheren Umgang mit Freigestellten Mengen zu gewährleisten.
Tipp: Wir bieten praxisorientierte ADR-Schulungen als E-Learning an, die den Umgang mit Freigestellten Mengen und anderen Gefahrgutregelungen behandeln:
Fazit: So gelingt der sichere Transport von Gefahrgut in freigestellten Mengen
Die EQ-Regelung ermöglicht einen sicheren und effizienten Transport von Gefahrgut in kleinen Mengen. Indem Sie die Vorschriften sorgfältig einhalten und geeignete Verpackungs- sowie Kennzeichnungsmaßnahmen umsetzen, minimieren Sie Risiken und sorgen für reibungslose Abläufe. Die EQ-Regelung bietet eine praxisgerechte Lösung für Unternehmen, die regelmäßig geringe Mengen an Gefahrgut transportieren.
Möchten Sie mehr über die ADR-Vorschriften oder andere Gefahrgutregelungen erfahren? Lesen Sie unseren Beitrag über die 1000-Punkte-Regel.