Umweltgefährdende Stoffe, wie zum Beispiel Lösungsmittel, Kraftstoffe oder Lacke stellen eine besondere Herausforderung für Unternehmen dar. Die korrekte Handhabung ist nicht nur für die Sicherheit von Menschen und insbesondere der Umwelt entscheidend, sondern auch, um rechtliche Konsequenzen bei Fehlverhalten zu vermeiden. In diesem Blogartikel klären wir, was umweltgefährdende Stoffe sind und wie sie nach den geltenden Gefahrgutvorschriften des ADR (Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße) transportiert werden müssen. Die Vorschriften des IMDG-Codes bezüglich umweltgefährdender Stoffe bzw. Meeresschadstoffe werden in diesem Blogartikel nicht behandelt.
Was sind umweltgefährdende Stoffe?
Definition nach CLP-Verordnung
Umweltgefährdende Stoffe sind nach der europäischen CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen – Classification, Labelling and Packaging) solche, die eine Gefahr für die Umwelt darstellen. Das GHS09-Symbol (Fisch-Baum-Symbol) kennzeichnet Stoffe, die aquatische Organismen schädigen oder langfristig das ökologische Gleichgewicht beeinträchtigen können. Diese Einstufung erfolgt auf Basis von Tests zur aquatischen Toxizität und anhand Daten über Verbleib und Verhalten in der aquatischen Umwelt (z.B. Bioakkumulationspotenzial und Abbaubarkeit).
Beispiele für umweltgefährdende Stoffe
Typische Beispiele für umweltgefährdende Stoffe sind:
- Schwermetalle wie Blei
- Bestimmte Pestizide und Herbizide
- Lösungsmittel, die nicht biologisch abbaubar sind
- Öle und Chemikalien, die Gewässer verschmutzen können
Transport von umweltgefährdenden Stoffen nach ADR: Vorschriften & Pflichten
Wann gilt ein Stoff als umweltgefährdend im Sinne des ADR?
Umweltgefährdende Stoffe gemäß der Begriffsdefinition im ADR sind Schadstoffe für die aquatische Umwelt. Dies sind flüssige oder feste Stoffe sowie Lösungen und Gemische, wie z.B. auch Zubereitungen und Abfälle, welche Gewässer verunreinigen können. Die umweltgefährdenden Stoffe werden der Gefahrgutklasse 9 zugeordnet. Die Einstufung erfolgt, wenn die Substanzen eine akute oder chronische Gefahr für aquatische Ökosysteme darstellen, wobei ihr Abbau- und Bioakkumulationsverhalten berücksichtigt werden.
Wie müssen umweltgefährdende Stoffe gekennzeichnet und bezettelt werden nach ADR?
Die Kennzeichnung von umweltgefährdenden Stoffen erfolgt durch die UN-Nummer und dem Kennzeichen für umweltgefährdende Stoffe (Fisch und Baum). Geht von dem Gefahrgut nur die Umweltgefahr aus, muss dieses zusätzlich mit dem Gefahrzettel Nr. 9 bezettelt werden. Wenn das Gefahrgut Gefahren anderer Klassen sowie eine Umweltgefahr aufweist, wie z.B. Farbe, muss es mit dem Gefahrzettel der anderen Klassen (z.B. Nr. 3) gekennzeichnet werden. Zusätzlich ist das Kennzeichen für umweltgefährdende Stoffe anzubringen.
UN 3077 und UN 3082 – die wichtigsten UN-Nummern
Für den Transport umweltgefährdender Stoffe sind die UN-Nummern 3077 und 3082 von besonderer Bedeutung.
- UN 3077 (UMWELTGEFÄHRDENDER STOFF, FEST, N.A.G.) gilt für feste Stoffe, die ausschließlich als umweltgefährdend eingestuft werden.
- UN 3082 (UMWELTGEFÄHRDENDER STOFF, FLÜSSIG, N.A.G.) gilt für flüssige Stoffe, die ausschließlich als umweltgefährdend eingestuft werden.
Weitere Details zu UN-Nummern finden Sie in unserem Artikel zur UN-Nummer bei Gefahrgut.
Freistellungen und Ausnahmen
Es gibt bestimmte Freistellungen und Ausnahmen für den Transport umweltgefährdender Stoffe nach ADR, welche eine vereinfachte Handhabung ermöglichen:
- Limited Quantities (Begrenzte Mengen)
- Excepted Quantities (Freigestellte Mengen)
- Sondervorschrift 375: Freistellungsmöglichkeit vom ADR, wenn bestimmte Mengengrenzen und Verpackungsvorschriften eingehalten werden (Einzelverpackung/ Innenverpackung mit Menge/Nettomasse von höchstens 5 l/kg)
Was bedeutet die SV 375 konkret?
Nach Sondervorschrift 375 können umweltgefährdende Stoffe der UN-Nummern 3077 und 3082 unter bestimmten Voraussetzungen vom ADR freigestellt werden, z.B. bei Einzelverpackungen mit einer Nettomenge von höchstens 5 Litern und Einhaltung bestimmter Verpackungsvorschriften.
CLP, ADR und WGK im Vergleich – was ist der Unterschied?
Um Missverständnisse zu vermeiden, hier eine kurze Übersicht der drei Begriffe:
- CLP-Verordnung: Regelt die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen in der EU.
- ADR: Definiert die Vorschriften für den Transport gefährlicher Güter auf der Straße in den ADR-Vertragsstaaten.
- WGK (Wassergefährdungsklasse): Gibt an, wie stark ein Stoff Gewässer gefährdet, basierend auf dem Wasserhaushaltsgesetz.
Praktische Tipps für Unternehmen und Versender von umweltgefährdenden Stoffen
- Schulungen: Regelmäßige Schulungen für die Mitarbeitenden sind essenziell, um die aktuellen Vorschriften zu kennen. Unsere ADR-Schulung bietet hierfür die notwendigen Inhalte.
- Kennzeichnung: Achten Sie auf die korrekte Kennzeichnung und Bezettelung
- Freistellungen: Nutzen Sie Freistellungsmöglichkeiten (LQ, EQ, SV 375)
Wann ist das Fisch-Baum-Symbol beim Transport vorgeschrieben?
Das Fisch-Baum-Symbol ist immer dann vorgeschrieben, wenn ein Stoff als umweltgefährdend eingestuft ist. Stoffe, deren Haupt- und Nebengefahren anderen Klassen zugeordnet sind, aber dennoch umweltgefährlich sind, müssen zusätzlich zu den entsprechenden Gefahrzetteln auch das Kennzeichen für umweltgefährdende Stoffe („Fisch und Baum“) tragen.
Wer trägt im Unternehmen die Verantwortung für die Einstufung und Kennzeichnung umweltgefährdender Stoffe?
Gemäß ADR obliegt dem Absender die Verantwortung für die korrekte Einstufung der umweltgefährdenden Stoffe. Er hat sicherzustellen, dass gefährliche Güter entsprechend den ADR-Vorgaben klassifiziert, richtig gekennzeichnet und für den Transport zugelassen sind. Der Verpacker ist zudem verpflichtet, die korrekte Kennzeichnung auf dem Versandstück anzubringen.
Fazit: Professionelle Schulungen zu umweltgefährdenden Stoffen für mehr Sicherheit in Unternehmen
Der Umgang mit umweltgefährdenden Stoffen erfordert fundiertes Wissen und die Einhaltung strenger Vorschriften. Nutzen Sie unsere Schulung, um Ihr Team optimal auf den Umgang mit umweltgefährdenden Stoffen vorzubereiten.
ADR Schulung 1.3